1 Kurzportrait des Projekts

Ausgehend von den USA werden in jüngerer Zeit in großem Maßstab sogenannte Massive Open Online Courses (MOOCs) angeboten. In diesen haben alle, die Zugang zum Internet haben, auch Zugang zu (in der Regel) kostenfreien Lehrveranstaltungen auf Hochschulniveau.

Die Fachhochschule Lübeck (FHL) mit ihrem bereits ausgeprägten Profil im Bereich von Online-Studium und -Weiterbildung, beides berufsbegleitend, möchte ihre Öffnung für Menschen mit Berufserfahrung durch das innovative Potential solcher MOOCs strategisch um eine neue Dimension erweitern. Um die Ausrichtung von MOOCs auf die Bedürfnisse insbesondere Berufstätiger zu verdeutlichen, wird dafür der Begriff “professional Massive Open Online Courses“ (pMOOCs) geprägt, den die FHL als ein qualitativ hochwertiges, qualitätsgesichertes und verlässliches Profilmerkmal einer offenen Hochschule verankern möchte.

Bei der Konzeption von pMOOCs spielt das nicht-formale Lernen eine wichtige Rolle. Besonderes Augenmerk liegt deshalb darauf, die Übergänge von nicht-formalem und formalem Lernen optimal zu gestalten, pMOOCs durchlässig zu formalen Studienangeboten zu konzipieren sowie die Einbindung beruflich erworbener Kompetenzen in den Lernprozess zu unterstützen. Es ist nicht geplant, im Rahmen des Projektes vollständige Bachelor- und Masterstudiengänge in Form von pMOOCs anzubieten. Vielmehr werden studienrelevante Module konzipiert, die sowohl nicht-formal als auch formal mit Zertifikat genutzt werden können. Diese Zertifikate sind dann sowohl auf die bereits vorhandenen berufsbegleitenden Online-Studiengänge als auch auf die Präsenzstudiengänge anrechenbar.

Das Portfolio der geplanten pMOOCs wird so konzipiert, dass im Projekt auch belastbare Erkenntnisse darüber gewonnen werden, bis zu welchem Grad sich technische und wirtschaftsbezogene Studiengänge durch pMOOCs sinnvoll substituieren lassen und wie ihre Akzeptanz in den Zielgruppen der Berufstätigen im Vergleich zu bestehenden berufsbegleitenden Studienformaten zu bewerten ist. Das geplante Portfolio von pMOOCs soll folgende Zielgruppen erreichen:

  • Es soll berufstätigen Menschen ohne Hochschulabschluss den Zugang zum Hochschulstudium erleichtern und ihnen eine modulare Qualifizierung auf Bachelorniveau ermöglichen. Diese pMOOCs sollen ggf. auf ein Bachelorstudium anrechenbar sein.
  • Es soll Menschen mit Hochschulabschluss postgraduale wissenschaftliche Weiterbildung auf Masterniveau ermöglichen. Auf dieser Ebene soll insbesondere das wissenschaftliche Profil der Hochschule in der Vermittlung aktueller Forschungserkenntnisse sichtbar werden.
  • Neben berufsbegleitenden Bachelor- und Masterstudiengängen sowie der berufsbegleitenden Weiterbildung stellen pMOOCs damit eine weitere Säule der Angebote des Lebenslangen Lernens und der Öffnung der Hochschule für nicht-traditionelle Studierende dar.

Ausrichtung der Bildungsangebote der Fachhochschule Lübeck

Zur Erreichung dieser Ziele werden im Projekt geeignete didaktische und technische Szenarien für pMOOCs konzipiert und erprobt, die darauf abzielen, vorhandene Kompetenzen der Lernenden in den Lernprozess einzubeziehen und das gemeinsame Lernen in offenen Gruppen zu befördern. Zur Feststellung der dabei erworbenen Kompetenzen werden didaktisch sinnvolle Prüfungsformen konzipiert und erprobt, die über die Wissensabfrage mit Multiple-Choice-Tests deutlich hinausgehen und eine gesicherte Kompetenzfeststellung ermöglichen. Auf dieser Grundlage sind pMOOCs dann auf Studiengänge anrechnungsfähig.

Die organisatorischen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Implementierung sind Gegenstand eines eigenen Arbeitspaketes, welches sowohl die Aspekte der Durchlässigkeit als auch die Einbettung in den Kontext des gesamten Hochschulbetriebes betrachtet. Die durch soziale Netzwerke möglichen direkten Austauschprozesse zwischen Zielgruppen und Hochschule sollen genutzt werden, um innovative Methoden der Bedarfsermittlung und des Feedbacks im Rahmen eines integrierten Qualitätsmanagements zu erproben.

Während in der ersten Projektphase die Fragen nach der optimalen Gestaltung und Organisation einzelner ausgewählter Pilot-pMOOCs im Vordergrund stehen, erfolgt in der zweiten Phase des Projekts eine breitere institutionelle Erprobung anhand eines Referenzportfolios von pMOOCs, die im Austausch mit den Zielgruppen gestaltet und erprobt werden. Diese zweite Projektphase dient auch zur Entwicklung der Konzepte für die spätere nachhaltige Verankerung der pMOOCs als wesentlichem Profilpunkt einer offenen Hochschule Lebenslangen Lernens.